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Nicht nur die fertigen Glasgemälde, sondern auch die dazugehörigen Entwürfe wurden bereits im 19. Jahrhundert als künstlerische Leistungen gewürdigt und geschätzt. Die farbigen Entwürfe wurden zunächst in der Privatbibliothek Ludwigs I. aufbewahrt, 1880 gelangten sie als Geschenk Ludwigs II. in die Graphische Sammlung in München, wo sie bis heute aufbewahrt werden.
Wechselvoller war das Schicksal der Kartons, die als maßstabsgerechte Vorlage für die glasmalerische Ausführung dienten. Zunächst wurden auch sie in der Privatbibliothek Ludwigs I. als einzelne Blätter verwahrt. 1867 erfolgte eine erste Restaurierung, bei der die Blätter auf Leinwand aufgezogen und entsprechend der Verteilung im ausgeführten Fenster in jeweils vier Einzelbahnen montiert wurden. Spätestens seit 1881 gehörten sie zum Bestand der Neuen Pinakothek in München. Dort wurden sie mutmaßlich zu einer Gesamtansicht zusammengefügt.
Im Zuge der Vereinbarungen zwischen dem Staat Bayern und dem Wittelsbacher Ausgleichsfond gelangten die Kartons nach dem Ersten Weltkrieg zurück in Wittelsbacher Besitz. Von hier aus wurden sie 1926 dem Kölner Domkapitel zum Kauf angeboten: „Es sind zum Teil leicht aquarellierte Kohlezeichnungen von ganz hervorragender Schönheit“, schrieb Max Bernatz, Hauptkonservator an der Alten Pinakothek, dem Domkapitel.
Das Domkapitel stimmte nach anfänglichem Zögern einem Kauf zu und erwarb die Fischer’schen Kartons mit den Hauptszenen der drei Mittelfenster und den Standfiguren.
Die vom Domkapitel angekauften Kartons gelangten zwar nach Köln, doch wurden sie niemals ausgestellt. In den Wirren des Zweiten Weltkrieges verlor sich ihre Spur. Erst 1979 wurde unter einem Holzstapel im Südturm neben den Entwürfen für die 12 Standfiguren des Bayernfensterzyklus, ein ineinander geschichteter Haufen aus verrottender Leinwand und Papier entdeckt ‒ zerrissen, versprödet, gestaucht, schmutzstarrend, wassergeschädigt und pilzbesiedelt. Ihn zu entfalten schien unmöglich. Beim Anheben der obersten Blattlagen ließ sich erkennen, dass es sich um die Vorlage für die zentrale Szene des Pfingstfensters handeln musste.
Von den Figurenzeichnungen wurden zunächst zwei, der Evangelist Lukas und der Kirchenvater Hieronymus, für die große Ausstellung zum Domjubiläum 1980 restauriert; die anderen folgten im Laufe der Jahre. Es sind beeindruckende aquarellierte Zeichnungen von höchster künstlerischer Qualität, die heute im Dombauarchiv verwahrt werden. Der Karton des Pfingstfensters hingegen galt als nicht mehr zu restaurieren und wurde im Fundzustand zu seinem besseren Schutz in einer Holzkiste „eingehaust“.
2007 wurde ein erster Anlauf zur Restaurierung des Pfingstfensterkartons genommen. Prof. Dr. Robert Fuchs, Leiter der Studienrichtung Restaurierung und Konservierung von Schriftgut, Grafik, Foto und Buchmalerei an der Technischen Hochschule Köln, verfasste zusammen mit Papierrestaurator Dirk Ferlmann ein vorläufiges Zustandsgutachten und ein Restaurierungskonzept. Auch wenn sich die Hoffnung auf eine Förderung durch die Kulturstiftung des Bundes und der Länder nicht verwirklichte, so war der Pfingstfensterkarton wenigstens dem Vergessen entrissen. Es waren aber nicht nur die konservatorischen Herausforderungen, die weitere 10 Jahre lang eine Restaurierung verhinderten, problematisch war auch die Größe der Leinwand, die als maßstabsgerechte Vorlage für das Pfingsfenster eine Fläche von etwa 16 Quadratmetern beanspruchen würde.
Im Juli 2017 bot sich eine Lösung des Raumproblems. Papierrestaurator Dirk Ferlmann konnte für kurze Zeit eine geeignete Halle in unmittelbarer Nähe seines Ateliers mieten. Ob eine Restaurierung des Pfingstfensterkartons überhaupt ernstliche Chancen haben würde, war allerdings nicht absehbar.
Groß war die Überraschung, als beim Auseinanderfalten der Lagen aus Papier und Leinwand nicht nur die Vorlage für die große Szene des Pfingstfensters zum Vorschein kam. Eingebettet waren zwei weitere Kartons, einer zeigte die zentrale Szene des Beweinungsfensters, der andere die des Anbetungsfensters. Beide galten als verschollen. Damit wurde klar, dass sämtliche Zeichnungen, die das Domkapitel 1926 aus München angekauft hatte, noch existieren. Zunächst wurden die entfalteten Vorlagenkartons mit weichen Bürsten und Pinseln vom gröbsten Schmutz befreit. Da die einzelnen Blätter entsprechend der Verteilung im ausgeführten Fenster auf Abstand montiert waren, konnte die morsche Leinwand an diesen Stellen auseinandergeschnitten werden. Um den Zustand der drei riesigen Vorlagen in ausgebreitetem Zustand vor der Zerteilung festzuhalten, wurden Übersichtsaufnahmen mit einer Drohne gemacht. Die insgesamt 48 Zeichnungen – jede fast einen Quadratmeter groß – können fortan liegend, durch Seidenpapier getrennt, in trockenem Klima gelagert werden. Viele sind erstaunlich gut erhalten, andere hingegen stark beschädigt. Zwei Entwürfe aus den Pfingstfensterkartons wurden im Atelier Ferlmann exemplarisch restauriert. Der Erfolg ist beeindruckend.
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